Opioide in Deutschland
Insbesondere der intravenöse Drogenkonsum ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden.
Illegale Drogen
Bei 60 % der drogenbedingten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Drogen spielt der Konsum von Opioiden eine unmittelbare Rolle.
0,4 % aller Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren haben in den letzten 12 Monaten bei mindestens einer Gelegenheit Heroin oder andere Opioide konsumiert - dies sind etwa 180.000 Personen. 2022 wurden gut 2.300 Menschen aufgrund von Vergiftungen oder Intoxikationen mit opioidhaltigen Substanzen im Krankenhaus behandelt. 1.249 Personen starben 2023 im Zusammenhang mit dem Konsum von Opioiden.
Was sind Opioide / Opiate?
Was sind Opioide / Opiate?
Opiate sind Substanzen, die direkt aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden. Dieser Milchsaft bzw. das "Rohopium" enthält hauptsächlich Morphin und Codein.
Opioide sind synthetisch oder halbsynthetisch hergestellte Stoffe, die die Wirkung von Morphin nachempfinden sollen. Heroin ist das wohl bekannteste Opioid und gilt als halbsynthetisches Opioid, da die Ausgangssubstanz zur Herstellung das Morphin bildet. Fentanyl und Methadon sind hingegen vollsynthetische Opioide.
Opioidhaltige Schmerzmittel zählen nach wie vor zu den wirksamsten Schmerzmitteln, weisen jedoch auch ein hohen Abhängigkeitspotenzial auf (siehe Unterseite Medikamente).
Zur Behandlung Heroinabhängiger ist schließlich die Substitution von Heroin mit anderen Opioiden ein gängiges Suchthilfeangebot. Hierbei wird Abhängigen ein Opioid (z. B. Methadon, Levomethadon, Buprenorphin) als Ersatz für Heroin verabreicht. Dies verhindert Entzugserscheinungen der Heroinabhängigkeit, erzeugt aber keinen intensiven Rausch.
Verbreitung
Wie viele Personen konsumieren in Deutschland Opioide?
Laut aktueller Erhebung aus dem Jahr 2021 haben rund 0,4 % der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren Heroin oder andere Opioide in den letzten 12 Monaten vor der Befragung konsumiert, Männer sind mit 0,6 % doppelt so häufig betroffen wie Frauen (0,3 %). Unter Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren liegt der Anteil liegt bei 0,1 % oder darunter.
Dies wird durch die Abbildungen unten veranschaulicht. Diese zeigen wie viel Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen in den jeweils vergangenen 12 Monaten mindestes ein Mal Heroin oder andere Opioide konsumiert haben.
ℹ Hinweis zur Abbildung Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Männer“) können Sie einzelne Linien ein- oder ausblenden.
Datenquellen
Epidemiologischer Suchtsurvey
Epidemiologischer Suchtsurvey
Wie viele erwachsene Personen in Deutschland konsumieren Opioide? Dieser Frage gehen die Erhebungen des epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) nach. Dabei werden Erwachsene unter anderem gefragt:
- ob sie in den vergangenen 12 Monaten bei mindestens einer Gelegenheit Heroin oder andere Opioide / Opiate konsumiert haben.
Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) ist eine seit 1980 regelmäßig durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie zur Erfassung des Konsums psychoaktiver Substanzen und substanzbezogener Belastung in der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Seit 1997 finden die Erhebungen alle 3 Jahre statt. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2021.
Die Daten werden mithilfe eines selbstauszufüllenden Fragebogens erfasst. Neben einer schriftlichen Beantwortung kann der Fragebogen seit 2006 zusätzlich mithilfe telefonischer Interviews sowie seit 2009 auch online beantwortet werden. Es handelt sich um Fragen zum Konsum von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten der Befragten. Neben der Einschätzung des aktuellen Substanzkonsums können durch die Berücksichtigung zeitlicher Trends gesundheitspolitisch problematische Entwicklungen erkannt werden.
Zielpersonen des ESA sind deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Personen, die zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 18 und 64 Jahren alt sind. Die Ziehung der Personenstichprobe erfolgt auf Basis der Einwohnermelderegister in einem Zufallsverfahren. Die angestrebte Stichprobengröße umfasst 8.000 Personen.
Die hier dargestellten Daten sind dem aktuellen Kurzbericht (Tabelle 4) entnommen.
Drogenaffinitätsstudie
Drogenaffinitätsstudie
Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist eine repräsentative Befragung junger Menschen in Deutschland. Sie wird seit 1973 alle 3 bis 4 Jahre erhoben. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2019 (aktueller Bericht).
Der Fragebogen wird mittels eines computergestützten Telefoninterviews erhoben und umfasst Fragen zu Konsum, Motiven und Einstellungen zu Alkohol, Tabak und illegalen Drogen.
Zielstichprobe sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 25 Jahren. Die Stichprobengröße variierte seit 1973, beträgt seit 2015 aber circa 7.000 Personen.
Ergebnisse
12-Monats-Konsum
12-Monats-Konsum
180.000
Der Konsum von Heroin und Opioiden unter Erwachsenen schwankte in den vergangenen Jahren stets auf sehr niedrigem Niveau und betrug im Jahr 2021 0,4 %, hochgerechnet sind dies etwa 180.000 Personen zwischen 18 und 59 Jahren.
< 0,1 %
Unter 12- bis 17-jährigen Jugendlichen spielt der 12-Monats-Konsum von Heroin eine untergeordnete Rolle. Zwischen den Jahren 2000 und der neuesten Erhebung liegt der Anteil stets bei 0,1 % oder niedriger (nicht in der Abbildung dargestellt).
Geschlechtsunterschiede
Geschlechtsunterschiede
0,3 %
Der Geschlechterunterschied im 12-Monats-Konsum bei Erwachsenen war in den vergangenen 20 Jahren stets gering ausgeprägt und betrug zwischen 0 und 0,3 Prozentpunkten.
Behandlung
Inanspruchnahme der Versorgungssysteme
Im Jahr 2022 wurden gut 2.300 Personen aufgrund von Vergiftungen und Intoxikationen mit opioidhaltigen Substanzen im Krankenhaus behandelt.
In der ambulanten Suchthilfe steht bei circa 10 % der Fälle eine opioidbezogene Problematik im Vordergrund.
Zum Stichtag 1. Juli 2023 lag die Zahl der Substitutionspatientinnen und -patienten in Deutschland bei 81.600, die von 2.436 substituierenden Ärztinnen und Ärzten betreut werden.
Dies zeigen Daten der Krankenhausstatistik, der Deutschen Suchthilfestatistik bzw. des Substitutionsregisters.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der Abbildung können Sie sich mittels der Buttons durch verschiedene Ansichten (z. B. "Suchthilfe") klicken. Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Vergiftungen (Männer)“) können Sie zudem einzelne Linien ein- oder ausblenden.
Datenquellen
Krankenhausstatistik
Krankenhausstatistik
In der Krankenhausstatistik melden sämtliche öffentliche und private Krankenhäuser in Deutschland verpflichtend Daten zu ihren entlassenen vollstationären Patientinnen und Patienten (Vollerhebung). Daten umfassen unter anderem die Erkrankungsart (Hauptdiagnose), Verweildauer, Fachabteilung sowie soziodemographische Merkmale der Patientinnen und Patienten (z. B. Alter, Geschlecht, Wohnort). Die Angaben umfassen auch die im Krankenhaus verstorbenen, nicht jedoch vor-, nach-, teilstationär oder ambulant behandelte Patientinnen und Patienten.
Krankenhausaufenthalte können hiermit detailliert nach Hauptdiagnosen aufgeschlüsselt ausgewertet werden. Die Hauptdiagnose wird gemäß dem Klassifikationssystem ICD-10 verschlüsselt.
Die dargestellten Daten sind der Gesundheitsberichterstattung des Bundes entnommen. In die Auswertung flossen die ICD-10-Diagnosen F11.0 (Akute Intoxikation durch Opioide) sowie T40.0 bis T40.3 (Vergiftung durch Opium, Heroin, Sonstige Opioide bzw. Methadon) ein.
Deutsche Suchthilfestatistik
Deutsche Suchthilfestatistik
Die Deutsche Suchthilfestatistik (DSHS) erfasst deutschlandweit Beratungs- und Behandlungsvorgänge in ambulanten wie (teil-)stationären Einrichtungen der Suchthilfe.
Die Statistik wird jährlich erhoben und veröffentlicht, wobei Suchthilfeeinrichtungen grundsätzlich nicht zur Teilnahme verpflichtet sind. Dennoch beteiligt sich die Mehrheit der ambulanten Suchthilfeeinrichtungen (Datenjahr 2022: 77 %) sowie gut die Hälfte der stationären Rehabilitationseinrichtungen (Datenjahr 2022: 53 %) an der Erhebung. Da die Zusammensetzung der datenliefernden Einrichtungen von Jahr zu Jahr leicht variiert (offene Kohorte) lassen sich absolute Fallzahlen nur begrenzt interpretieren. Stattdessen wird hier der prozentuale Anteil der Behandlungen bzw. Betreuungen aufgrund der jeweiligen substanzbezogenen Problematik an allen Behandlungen bzw. Betreuungen, für die eine Hauptdiagnose vorliegt, dargestellt. Ein Vorteil des Heranziehens der prozentualen Anteile ist, dass Verteilungen aufgrund der großen Fallzahlen weniger anfällig gegenüber geringfügigen Veränderungen der Grundgesamtheit (das heißt, Anzahl und Zusammensetzung der teilnehmenden Einrichtungen) sind.
Die DSHS umfasst Informationen auf zwei Ebenen: Zum einen auf der Einrichtungsebene, wo primär strukturelle Merkmale und umgesetzte Angebote der Suchthilfeeinrichtungen erfasst werden. Zum anderen auf Ebene der durchgeführten Betreuungen / Behandlungen mit Informationen zur dort betreuten / behandelten Klientel (soziodemographische und suchtbezogene Aspekte, betreuungs- / behandlungsspezifische Merkmale).
Bei den hier dargestellten Daten handelt es sich jeweils um Zugänge an Betreuungen in der ambulanten Suchthilfe bzw. beendete Behandlungen in der stationäre Suchthilfe, für die eine Hauptdiagnose vorlag. Die Daten der einzelnen Jahre sowie eine detaillierte Erläuterung ihrer Erhebung sind unter www.suchthilfestatistik.de verfügbar.
Ergebnisse
Krankenhausaufenthalte
Krankenhausaufenthalte
2.311
Im Jahr 2022 wurden zusammengenommen 2.311 stationäre Krankenhausaufenthalte mit Vergiftungen oder Intoxikationen mit Opioiden gezählt. Im Jahr 2000 waren es noch mehr als 3.600, circa 50 % mehr Fälle als 2022.
62 %
Männer weisen auch hier deutlich mehr Krankenhausaufenthalte auf als Frauen: 62 % der Aufenthalte entfallen auf Männer, etwa 38 % auf Frauen.
Suchthilfeeinrichtungen
Suchthilfeeinrichtungen
9,4 %
Der Anteil der Personen mit der Hauptdiagnose einer opioid-bezogenen Problematik in ambulanten Suchthilfeeinrichtungen lag im Jahr 2022 bei 9,4 %.
79 %
In den Behandlungen und Betreuungen in Suchthilfeeinrichtungen ist der Geschlechtsunterschied noch stärker ausgeprägt als bei den Krankenhausaufenthalten: 79 % der stationären Behandlungen und 77 % der ambulanten Betreuungen entfielen auf Männer.
Substitutionen
Substitutionen
Zum Stichtag 1. Juli 2023 gab es in Deutschland 81.600 Substitutionspatientinnen und -patienten. Zudem haben im Jahr 2023 insgesamt 2.436 Substitutionsärztinnen und -ärzte an das Substitutionsregister gemeldet. Die Anzahl der Substitutierten stieg in den vergangenen zehn Jahren sukzessive an und liegt im Jahr 2023 ca. 5 % höher als noch 2014.
Die Anzahl der substituierenden Ärztinnen und Ärzte ist seit 2014 jedoch um etwa 8 % gesunken. Die durchschnittliche Anzahl der gemeldeten Substitutionspatientinnen und -patienten pro substituierender Ärztin bzw. Arzt beträgt im Jahr 2022 daher bereits 33,5 (2013: 29). Hierbei gibt es starke regionale Unterschiede. Zudem weisen die Daten darauf hin, dass viele Opioidabhängige in Schwerpunktpraxen versorgt werden.
Folgeschäden
Zu welchen gesundheitlichen Folgeschäden kann der Konsum von Opioiden führen?
Opioide werden insgesamt häufiger intravenös (i. v.) konsumiert als andere Substanzen oder Substanzklassen. Intravenöser Konsum ist dabei mit einem erhöhten Risiko von Infektionen mit HIV, Hepatitis C und Hepatitis B verbunden, so dass diese Infektionskrankheiten unter intravenös Konsumierenden häufiger verbreitet sind. Auch wenn der Übertragungsweg einer Infektion mit Hepatitis C in den meisten Fällen unbekannt ist, so ist zumindest in den bekannten Fällen der intravenöse Drogenkonsum der häufigste Übertragungsweg.
Abhängigkeit und Missbrauch. Systematische Zahlen aus bundesweiten, repräsentativen Studien zu einer möglichen Abhängigkeit oder Missbrauch von Opioiden liegen nicht vor.
Todesfälle. Im Jahr 2023 verstarben laut Bundeskriminalamt (BKA) 2.227 Personen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Substanzen. In 56,1 % (1.249 Todesfälle) dieser Fälle waren Heroin oder andere Opioide beteiligt. Insgesamt 712 Fälle standen speziell mit dem Konsum von Heroin in Zusammenhang.
In den meisten dieser Fälle ist der Tod mit einem multiplen Substanzgebrauch verbunden: So wird in 80,7 % der opioidbedingten Todesfälle davon ausgegangen, dass der bzw. die Verstorbene im Zusammenhang mit einem Substanzgemisch aus mehreren Substanzen verstorben ist.
Markt
Wie groß ist der Schwarzmarkt für Heroin in Europa?
Daten zur Größe des Schwarzmarkts illegaler Substanzen sind naturgemäß nur schwer zu erheben. Auf europäischer Ebene spielt der Handel mit Heroin laut Schätzungen jedoch eine bedeutende Rolle: Für das Jahr 2021 (aktuelle Daten) wird geschätzt, dass innerhalb der EU etwa 31 Milliarden Euro mit dem Handel illegaler Substanzen umgesetzt wurden. Hiervon entfallen 17 % (etwa 5,2 Milliarden Euro) auf Heroin. Allerdings sank der geschätzte Umsatz im Vergleich zur vorherigen Erhebung aus dem Jahr 2019 um etwa 30 %.
Deutsche Daten zum Schwarzmarkt von Heroin oder anderen Opioiden liegen nicht vor. Daten hinsichtlich der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz können gewisse Einblicke in deren Bedeutung liefern. So betrug laut BKA die Gesamtzahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz im Jahr 2022 etwa 347.000 Fälle. Auf Heroin entfielen dabei insgesamt 9.478 (etwa 2,7 %) aller Delikte.