Medikamentenkonsum in Deutschland
Frauen sind häufiger von Medikamentenabhängigkeit betroffen als Männer.
Medikamente
Etwa 1,8 Millionen Personen gelten in Deutschland als medikamentenabhängig.
Korrekt angewendet gehören Arzneimittel zu den wirksamsten Instrumenten der medizinischen Versorgung. Bei manchen Medikamenten besteht – besonders bei längerfristigem Gebrauch – jedoch das Risiko der Entwicklung eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit. Dieses Risiko ist deutlich höher bei Medikamenten, die auf das zentrale Nervensystem einwirken. Etwa 3,5 % der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland erfüllen die Kriterien für eine Abhängigkeit von Medikamenten.
Verbreitung
Wie viele Personen in Deutschland nehmen Medikamente ein?
Die Einnahme von Medikamenten mit Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotential steigt unter Erwachsenen seit Jahren kontinuierlich an. So nahmen in den letzten 12 Monaten drei von vier erwachsenen Personen in Deutschland mindestens ein Mal ein Schmerzmittel ein. Kritisch kann insbesondere die Einnahme opioidhaltiger Schmerzmittel sein, da diese ein vergleichsweise hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen.
Für Jugendliche werden keine bundesweiten Daten zum Thema Medikamentengebrauch und ‑missbrauch erhoben, sodass keine Gesamtaussage möglich ist. Es liegen Daten für einzelne Bundesländer und Städte vor, die sich jedoch bezüglich erhobener Altersgruppen und weiterer methodischer Aspekte unterscheiden. Beispielsweise werden für Bayern Trends seit 2003 in der ESPAD-Studie berichtet. Für Hamburg und Bremen/Bremerhaven werden in der SCHULBUS-Erhebung Trends seit 2012 dargestellt, für Frankfurt am Main im MoSyD-Jahresbericht seit 2013.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der u. s. Abbildung können Sie sich mittels der Buttons (z. B. "Opioide") durch verschiedene Ansichten klicken. Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Schmerzmittel") können Sie zudem einzelne Linien bzw. Balken aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Epidemiologischer Suchtsurvey
Epidemiologischer Suchtsurvey
Wie viele erwachsene Personen in Deutschland nehmen Medikamente ein? Dieser Frage gehen die Erhebungen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) nach. Dabei werden Erwachsene unter anderem gefragt:
- ob sie in den vergangenen 12 Monaten bei mindestens einer Gelegenheit Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel oder andere Medikamente konsumiert haben und
- ob sie die verschiedenen Arzneimittelgruppen mindestens ein Mal pro Woche einnehmen.
Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) ist eine seit 1980 regelmäßig durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie zur Erfassung des Konsums psychoaktiver Substanzen und substanzbezogener Belastung in der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Seit 1997 finden die Erhebungen alle 3 Jahre statt. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2021.
Die Daten werden mithilfe eines selbstauszufüllenden Fragebogens erfasst. Neben einer schriftlichen Beantwortung kann der Fragebogen seit 2006 zusätzlich mithilfe telefonischer Interviews sowie seit 2009 auch online beantwortet werden. Es handelt sich um Fragen zum Konsum von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten der Befragten. Neben der Einschätzung des aktuellen Substanzkonsums können durch die Berücksichtigung zeitlicher Trends gesundheitspolitisch problematische Entwicklungen erkannt werden.
Zielpersonen des ESA sind deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Personen, die zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 18 und 64 Jahren alt sind. Die Ziehung der Personenstichprobe erfolgt auf Basis der Einwohnermelderegister in einem Zufallsverfahren. Die angestrebte Stichprobengröße umfasst 8.000 Personen.
Die dargestellten Daten zur Medikamenteneinnahme sind – abgesehen von den Ergebnissen zu den Antidepressiva – dem aktuellen Kurzbericht (Tabelle 1 und Tabelle 3) entnommen. Ergebnisse zu Antidepressiva sowie zu den opiodhaltigen Schmerzmitteln basieren auf einer Sonderauswertung.
Ergebnisse
12-Monats-Einnahme
12-Monats-Einnahme
73,8 %
Fast 75 % der 18- bis 59-jährigen Erwachsenen haben in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein Mal ein Schmerzmittel eingenommen. Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil um knapp 30 Prozentpunkte gestiegen: Von 44,2 % (2000) auf 73,8 % (2021).
6,7 %
Die zweithäufigste Medikamentengruppe sind Schlaf- und Beruhigungsmittel, die im Jahr 2021 von 6,7 % der befragten 18- bis 59-Jährigen mindestens ein Mal genommen wurden. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist jedoch sowohl bei den Schlaf- und Beruhigungsmitteln als auch bei Appetitzüglern tendenziell ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während die 12-Monats-Einnahme von Anregungsmitteln relativ konstant liegt.
5,3 %
5,3 % der Erwachsenen gaben 2021 an, in den letzten 12 Monaten mindestens ein Mal ein Antidepressivum eingenommen zu haben. Dieser Wert stieg seit dem Jahr 2000 (3,8 %) leicht an, ist aber seit 2012 relativ stabil.
Geschlechtsunterschiede
Geschlechtsunterschiede
15 %
Der Anteil der Frauen, die in den letzten 12 Monaten mindestens ein Mal ein Schmerzmittel eingenommen haben, lag 2021 knapp 15 Prozentpunkte höher als der Anteil der Männer. Dabei stieg die Einnahme bei sowohl Männern als auch Frauen in den vergangenen 20 Jahren jeweils um etwa 30 Prozentpunkte an.
Auch andere Medikamente werden häufiger von Frauen als von Männern eingenommen.
4,5 %
Opioidhaltige Schmerzmittel, die ein deutlich erhöhtes Abhängigkeitspotential aufweisen, werden von Frauen ebenfalls häufiger eingenommen als von Männern. Im Jahr 2021 gaben 4,5 % der Frauen und 3,4 % der Männer an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein Mal opioidhaltige Schmerzmittel eingenommen zu haben.
Behandlung
Inanspruchnahme der Versorgungssysteme
Im Jahr 2022 wurden circa 14.500 Fälle von medikamentösen Vergiftungen in Krankenhäusern behandelt. Dies geht aus den Ergebnissen der Krankenhausstatistik hervor. Die Identifikation der Substanz, mit der eine Vergiftung erfolgte, ist oftmals komplex. So entfallen gut 20 % dieser Vergiftungsfälle auf eine Vergiftung durch „Sonstige und nicht näher bezeichnete Arzneimittel, Drogen und biologisch aktive Substanzen“ und gar etwa 29 % auf Vergiftungen "durch psychotrope Substanzen, anderenorts nicht klassifiziert ". Medikamentöse Vergiftungen mit Suizidabsicht sollten in den hier berücksichtigten Diagnosen nicht enthalten sein, da diese im Rahmen der Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) anderweitig erfasst werden. Vereinzelte Fehlklassifikationen sind jedoch nicht auszuschließen.
Aus der Deutschen Suchthilfestatistik können keine verlässlichen Aussagen zur Anzahl der Behandlungen und Beratungen aufgrund der Diagnose einer „Medikamentenabhängigkeit“ getroffen werden. Diese existiert nicht als eigene Hauptdiagnose in der ICD-basierten Diagnostik. Medikamentenabhängigkeit kann unter anderem in den Diagnosen „Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika“ (F13) für Beruhigungsmittel oder „Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide“ (F11) für opioidhaltige Schmerzmittel enthalten sein.
ℹ Hinweis zur Abbildung Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Insgesamt") können Sie einzelne Linien aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Krankenhausstatistik
Krankenhausstatistik
In der Krankenhausstatistik melden sämtliche öffentliche und private Krankenhäuser in Deutschland verpflichtend Daten zu ihren entlassenen vollstationären Patientinnen und Patienten (Vollerhebung). Daten umfassen unter anderem die Erkrankungsart (Hauptdiagnose), Verweildauer, Fachabteilung sowie soziodemographische Merkmale der Patientinnen und Patienten (z. B. Alter, Geschlecht, Wohnort). Die Angaben umfassen auch die im Krankenhaus verstorbenen, nicht jedoch vor-, nach-, teilstationär oder ambulant behandelte Patientinnen und Patienten.
Krankenhausaufenthalte können hiermit detailliert nach Hauptdiagnosen aufgeschlüsselt ausgewertet werden. Die Hauptdiagnose wird gemäß dem Klassifikationssystem ICD-10 verschlüsselt.
In die Auswertung der Krankenhausaufenthalte der medikamentösen Vergiftungen flossen sämtliche Diagnosen der Gruppe „Vergiftungen durch Arzneimittel, Drogen und biologisch aktive Substanzen“ (ICD10-Codes T36-T50) mit Ausnahme der Gruppe „Vergiftung durch Betäubungsmittel und Psychodysleptika“ (T40) ein.
Medikamentöse Vergiftungen mit Suizidabsicht sollten in den hier berücksichtigten Diagnosen nicht enthalten sein, da diese im Rahmen der Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) anderweitig erfasst werden (X60 - X84).
Die dargestellten Daten sind der Gesundheitsberichterstattung des Bundes entnommen.
Ergebnisse
Krankenhausaufenthalte
Krankenhausaufenthalte
14.503
14.503 Krankenhausaufenthalte gingen 2022 auf medikamentöse Vergiftungen zurück. Dieser Wert ist seit 2002 beinahe kontinuierlich gesunken und lag 2002 mit 46.664 Fällen noch mehr als drei Mal so hoch.
⅔
Auch bei den Krankenhausaufenthalten durch medikamentöse Vergiftungen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. So entfallen etwa 65 % der Fälle im Jahr 2022 auf Frauen, 35 % betrafen Männer.
Giftinformationszentren
Giftinformationszentren
40 %
Die hohe Relevanz von potenziellen Vergiftungsfällen mit Medikamenten zeigen auch die Zahlen verschiedener Giftinformationszentren (GIZ) in Deutschland. So bezogen sich im Jahr 2021 etwa 30 % aller eingegangenen Anrufe im GIZ des Landes Nordrhein-Westfalen auf Medikamente. Unter Erwachsenen liegt der Anteil der Anrufe, die sich auf eine potenzielle Vergiftung mit Medikamenten bezieht, laut dem GIZ Nord (2022) und dem GIZ in München (2023) gar bei ca 40 % aller Anrufe.
Folgeschäden
Zu welchen gesundheitlichen Folgeschäden kann Medikamentenkonsum führen?
1,8 Millionen Erwachsene von 18 bis 64 Jahren gelten als medikamentenabhängig. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Zu diesem Ergebnis kommen die alle sechs Jahre stattfindenden vertieften Erhebungen zum Substanzkonsum im Rahmen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA).
Die Abbildungen unten zeigen die Werte für Erwachsene für Medikamente allgemein, Schmerzmittel, Schlafmittel sowie Beruhigungsmittel, getrennt für Männer und Frauen im Jahr 2018, als die Zahlen zuletzt erhoben wurden.
Bundesweite Daten für Jugendliche werden nicht systematisch erhoben, so dass diese hier leider nicht dargestellt werden können.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der u. s. Abbildung können Sie sich mittels der Buttons (z. B. "Schmerzmittel") durch verschiedene Ansichten klicken. Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Männer") können Sie zudem einzelne Balken aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Epidemiologischer Suchtsurvey
Epidemiologischer Suchtsurvey
Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) ist eine seit 1980 regelmäßig durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie zur Erfassung des Konsums psychoaktiver Substanzen und substanzbezogener Belastung in der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Seit 1997 finden die Erhebungen alle 3 Jahre statt. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2021.
Die Daten werden mithilfe eines selbstauszufüllenden Fragebogens erfasst. Neben einer schriftlichen Beantwortung kann der Fragebogen seit 2006 zusätzlich mithilfe telefonischer Interviews sowie seit 2009 auch online beantwortet werden. Es handelt sich um Fragen zum Konsum von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten der Befragten. Neben der Einschätzung des aktuellen Substanzkonsums können durch die Berücksichtigung zeitlicher Trends gesundheitspolitisch problematische Entwicklungen erkannt werden.
Alle sechs Jahre erfolgt zudem eine vertiefte Erhebung von Substanzkonsumstörungen mithilfe eines standardisierten Fragebogens. Anhand dessen kann geschätzt werden, wie viele Personen die Diagnosekriterien der Medikamentenabhängigkeit bzw. des -missbrauchs gemäß einem internationalen Diagnose-Klassifikationssystem (DSM-IV) erfüllen.
Zielpersonen des ESA sind deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Personen, die zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 18 und 64 Jahren alt sind. Die Ziehung der Personenstichprobe erfolgt auf Basis der Einwohnermelderegister in einem Zufallsverfahren. Die angestrebte Stichprobengröße umfasst 8.000 Personen.
Die hier dargestellten Daten sind dem Kurzbericht 2018 (Tabelle 6) entnommen.
Ergebnisse
Abhängigkeit und Missbrauch
Abhängigkeit und Missbrauch
1,8 Mio.
4,0 % der Frauen sowie 3,1 % der Männer gelten in Deutschland als abhängig von Medikamenten. Dies entspricht etwa 1 Million Frauen und circa 800.000 Männern zwischen 18 und 64 Jahren.
8 %
Noch höher liegt die Zahl derer, die Medikamentenmissbrauch betreiben. 8,2 % der Männer und 7,4 % der Frauen entsprechen hochgerechnet gut 4 Millionen Erwachsene in Deutschland.
< 1 %
Während Schmerzmittel bei sowohl erwachsenen Männern als auch Frauen die Medikamentengruppe mit den höchsten Abhängigkeits- und Missbrauchszahlen sind, liegen die Anteile derer, die unter einer Abhängigkeit oder Missbrauch von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln leiden, jeweils unter 1 %.
Markt
Umsatz des Arzneimittelmarkts
Von besonderem Interesse ist die Entwicklung der Anzahl der verordneten Medikamente mit hohem Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial, hier: Opioidhaltige sowie nicht-opioidhaltige Schmerzmittel und Benzodiazepine.
Daten aus dem jährlich erscheinenenden Arzneiverordnungs-Report zeigen dabei, dass bei den Verordnungen von opioidhaltigen Schmerzmitteln in den vergangenen Jahren leichte, aber stetige Anstiege zu verzeichnen sind. Bei Benzodiazepinen ist seit einigen Jahren ein deutlicher Rückgang zu sehen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Arzneiverordnungs-Report ausschließlich Verordnungen erfasst, deren Kosten für gesetzlich Krankenversicherte von der Krankenkasse übernommen werden. Privatverordnungen für gesetzlich Krankenversicherte sowie für Privatversicherte werden nicht berücksichtigt.
Im Fokus: Benzodiazepine
Im Fokus: Benzodiazepine
Benzodiazepine sind eine Medikamentengruppe von rezeptpflichtigen Beruhigungs- und Schlafmitteln. Sie werden in der Regel zeitlich begrenzt gegen Ein- und Durchschlafstörungen, Angstzustände, Panikattacken, Epilepsie und zur Muskelentspannung verschrieben. Eine längere Einnahme kann eine körperliche Abhängigkeit erzeugen. Das abrupte Absetzen von Benzodiazepinen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Ein Großteil der Personen, die die Kriterien einer Abhängigkeit von Beruhigungs- oder Schlafmitteln erfüllt, dürfte abhängig von Benzodiazepinen sein. Problematisch ist insbesondere, dass Benzodiazepine nicht gemäß der Leitlinien und oftmals über einen längeren Zeitraum verschrieben werden als es die Leitlinien für die Verschreibung von Benzodiazepinen vorsehen. Knapp 2/3 der Verschreibungen entfallen auf Frauen und circa die Hälfte auf Personen über 60 Jahre.
Im Fokus: Fentanyl
Im Fokus: Fentanyl
Bei der Opioid-Krise in den USA spielen opioidhaltige Medikamente – und hierbei insbesondere Fentanyl – eine dominierende Rolle. Es besteht für Europa und Deutschland daher die Sorge vor einer ähnlichen Entwicklung. Versorgungsdaten zeigen jedoch, dass insbesondere stark wirkende Opioide in Deutschland in den letzten Jahren kaum Zuwächse gezeigt haben. Zugleich weisen erste Daten jedoch daraufhin, dass vor allem Fentanyl vermehrt für Erkrankungen verordnet wird, für die es laut Leitlinien nur eingeschränkt indiziert ist (zum Beispiel: Rückenbeschwerden, osteoporosebedingte Schmerzen und Arthrose).
So warnte auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2022, dass eine Indikaktionsausweitung bei Fentanyl vermieden werden sollte und dass Patientinnen und Patienten im Falle einer notwendigen Fentanyl-Einnahme auf Anzeichen von Suchtverhalten überwacht werden müssen.
Im Jahr 2023 standen 72 der insgesamt 2.227 drogenbedingten Todesfälle in Deutschland in Zusammenhang mit dem Konsum von Fentanyl.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der u. s. Abbildung können Sie sich mittels der Buttons (z. B. "Schmerzmittel") durch verschiedene Ansichten klicken. Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „opioidhaltig") können Sie zudem einzelne Linien bzw. Balken aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Arzneiverordnungs-Report
Arzneiverordnungs-Report
Der Arzneiverordnungs-Report hat zum Ziel eine unabhängige Informationsmöglichkeit über den Arzneimittelmarkt sowie die Arzneimittelverordnungen in Deutschland zu schaffen.
Im Report werden die Marktentwicklung sowie die Entwicklung (der Anzahl) der Verordnungen für eine Vielzahl von Medikamentengruppen abgebildet. Die Auswertungen im Report basieren auf den Verordnungsdaten des Arzneimittelindex der Gesetzlichen Krankenversicherungen für ambulante Patienten. Dies bedeutet, dass er ausschließlich Verordnungen erfasst, deren Kosten für gesetzlich Krankenversicherte von der Krankenkasse übernommen werden. Privatverordnungen für gesetzlich Krankenversicherte sowie Verordnungen für privat Krankenversicherte werden nicht berücksichtigt.
Die hier dargestellten Daten zu den nicht-opioidhaltigen Medikamenten entspricht der Summe der im Report genannten Daten zu den "klassischen" Nicht-Opioid-Schmerzmitteln, Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Metamizol.
Ergebnisse
Medikamentenverordnungen
Medikamentenverordnungen
503 Mio.
503 Millionen opioidhaltige Schmerzmittel wurden 2022 im Rahmen der GKV verordnet. Dies bedeutet einen Anstieg um circa 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr bzw. um knapp 95 % im Vergleich zum Jahr 2003.
7 Mio.
Im Jahr 2022 wurden 7 Millionen definierte Tagesdosen an Benzodiazepinen für gesetzlich Krankenversicherte verschrieben. Im Vergleich zum Jahr 2003 stellt dies einen Rückgang um über 90 % dar.
Zu beachten ist bei diesem Rückgang jedoch, dass der Arzneiverordnungs-Report ausschließlich Verordnungen erfasst, deren Kosten für gesetzlich Krankenversicherte von der Krankenkasse übernommen werden. Privatverordnungen für gesetzlich Krankenversicherte werden nicht erfasst.
In einer tiefergehenden Datenanalyse von Praxisdaten zeigten Grimmsmann und Kollegen (2022) jedoch, dass der scheinbare Rückgang der Verordnungen von Benzodiazepinen teilweise irreführend ist, da zumindest im Analysezeitraum (2014 bis 2020) die Anzahl der Privatverordnungen von Benzodiazepinen um 5 % gestiegen ist.
"Bestimmte Medikamente, wie Schlaf- und Beruhigungsmittel oder starke Schmerzmittel können zur Entwicklung eines Missbrauchs und einer Abhängigkeit führen. Die vorliegenden Daten zeigen, dass wir noch mehr über Medikamentengebrauch und -missbrauch wissen müssen. Medikamente sollten nicht ohne entsprechende Indikation, in unangemessener hoher Dosierung oder länger als notwendig eingenommen werden.
Medikamentenabhängigkeit spielt eher selten eine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung, Betroffene leiden oft im Stillen. Zwei Drittel der Medikamentenabhängigen sind Frauen. Wir brauchen daher mehr geschlechtsspezifische Angebote in der Beratung und Behandlung."
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen