Glücksspiel in Deutschland
Hochgerechnet etwa 1,3 Millionen Erwachsene in Deutschland leiden unter einer Störung durch Glücksspielen.
Glücksspiel
13,6 % der Bevölkerung kennen mindestens eine Person in ihrem Umfeld, für die das Wetten oder Spielen um Geld zu einer Belastung oder einem Problem geworden ist.
1,3 Millionen Menschen leiden unter einer Störung durch Glücksspielen, weitere 3 Millionen Menschen haben ein problematisches Glücksspielverhalten. Das zeigt der neue Glücksspielatlas.
Knapp 30 % der 16- bis 70-Jährigen in Deutschland haben in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein Glücksspiel gespielt, Männer (34,7 %) häufiger als Frauen (24,5 %).
Bei knapp 4 % der suchttherapeutischen Behandlungsepisoden in der ambulanten Suchthilfe steht eine Problematik des pathologischen Spielens im Vordergrund.
Verbreitung
Wie viele Personen in Deutschland nehmen an Glücksspielen teil?
29,7 % der 16- bis 70-Jährigen in Deutschland haben in den letzten 12 Monaten an einem Glücksspiel teilgenommen – Männer in größerem Maße als Frauen. Unter den 16- und 17-Jährigen, für die Glücksspiele gesetzlich nicht erlaubt sind, geben immerhin 7,6 % an, in den letzten 12 Monaten daran teilgenommen zu haben.
Dies zeigen Ergebnisse des Glücksspielsurveys 2021. Die Abbildung unten zeigt, wie viel Prozent der Befragten angaben, an Glücksspielen teilgenommen zu haben und wie sich die Teilnahme auf die verschiedenen Zugangswege zum Glücksspiel verteilt.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der Abbildung können Sie sich mittels der Buttons durch verschiedene Ansichten (z. B. "Teilnahme") klicken. Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Männer“) können Sie zudem einzelne Linien ein- oder ausblenden.
Datenquelle
Glücksspielsurvey
Glücksspielsurvey
Der Glücksspielsurvey soll dazu beitragen, bessere epidemiologische Erkenntnisse über Glücksspielteilnahme und -probleme der bundesdeutschen Bevölkerung zu erhalten. Auf der Grundlage solcher Daten können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden.
Die Erhebung erfolgt seit 2007 alle zwei Jahre mithilfe einer kombinierten Telefon- und Onlinebefragung. Die Grundgesamtheit der Studie ist die deutschsprachige Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren. Die letzte Befragung stammt aus dem Jahr 2021. Da für die Erhebung im Jahr 2021 die Methodik grundlegend überarbeitet wurde, sind Vergleiche mit vorherigen Erhebungen des Glücksspielsurveys nur bedingt sinnvoll. Ergebnisse aus früheren Erhebungen werden daher nicht dargestellt.
Die hier dargestellten Daten sind dem Glücksspielsurvey 2021, Abbildung 1 entnommen.
Ergebnisse
12-Monats-Teilnahme
12-Monats-Teilnahme
29,7 %
Die Corona-Pandemie hat auch im Glücksspiel ihre Spuren hinterlassen. Durch die pandemiebedingten Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021 mussten terrestrische Spielstätten schließen und Wetten auf Sportergebnisse waren nur eingeschränkt möglich. Nichtsdestotrotz nahmen knapp 30 % der Befragten zwischen 16 und 70 Jahren an mindestens einem Glücksspiel in den letzten 12 Monaten teil.
34,7 %
Männer (34,7 %) sind affiner für Glücksspiele als Frauen (27,5 %). Besonders deutlich wird der Geschlechtsunterschied bei den Sportwetten. Männer nehmen im Vergleich zu Frauen dreimal so häufig an dieser Spielform teil. Im Jahr 2021 setzten 8 % der Männer und 2 % der Frauen Geld bei Sportwetten ein (siehe Glücksspielatlas 2023, Abbildung C).
80 %
Männer nutzen sowohl terrestrische als auch online Zugänge sowie deren Kombination häufiger als Frauen. Auffällig ist der große Unterschied bei Glücksspielen, an welchen online teilgenommen wird. Der Anteil der Männer, die ausschließlich an Glücksspielen online teilnehmen, ist etwa 80 % höher als der der Frauen. So betrug der Anteil der Männer im Jahr 2021 12,4 %, während der Anteil der Frauen bei 6,9 % lag (siehe Glücksspielsurvey 2021, S.24, Abbildung 2).
Zugangsweg
Zugangsweg
12,1 %
Es nehmen mehr Menschen an ausschließlich terrestrischen Glücksspielen teil, als an ausschließlich online zugänglichen Glücksspielen. Mit 12,1 % ist der Anteil um circa 2,5 Prozentpunkte höher. In den vergangenen Jahren ist aber ein stärkerer Anstieg für online zugängliche Glücksspiele zu beobachten.
Behandlung
Inanspruchnahme der Versorgungssysteme
3,7 % der ambulanten Betreuungen mit einer Suchtproblematik gehen auf pathologisches Spielen als Hauptdiagnose zurück. Knapp 90 % der behandelten Personen sind männlich. Dies ergibt sich aus den Ergebnissen der Deutschen Suchthilfestatistik.
ℹ Hinweis zur Abbildung Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Ambulant“) können Sie einzelne Linien aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Deutsche Suchthilfestatistik
Deutsche Suchthilfestatistik
Die Deutsche Suchthilfestatistik (DSHS) erfasst deutschlandweit Beratungs- und Behandlungsvorgänge in ambulanten wie (teil-)stationären Einrichtungen der Suchthilfe.
Die Statistik wird jährlich erhoben und veröffentlicht, wobei Suchthilfeeinrichtungen grundsätzlich nicht zur Teilnahme verpflichtet sind. Dennoch beteiligt sich die Mehrheit der ambulanten Suchthilfeeinrichtungen (Datenjahr 2022: 77 %) sowie gut die Hälfte der stationären Rehabilitationseinrichtungen (Datenjahr 2022: 53 %) an der Erhebung. Da die Zusammensetzung der datenliefernden Einrichtungen von Jahr zu Jahr leicht variiert (offene Kohorte) lassen sich absolute Fallzahlen nur begrenzt interpretieren. Stattdessen wird hier der prozentuale Anteil der Behandlungen bzw. Betreuungen aufgrund der Glücksspielproblematik an allen Behandlungen bzw. Betreuungen, für die eine Hauptdiagnose vorliegt, dargestellt. Ein Vorteil des Heranziehens der prozentualen Anteile ist, dass Verteilungen aufgrund der großen Fallzahlen weniger anfällig gegenüber geringfügigen Veränderungen der Grundgesamtheit (das heißt, Anzahl und Zusammensetzung der teilnehmenden Einrichtungen) sind.
Die DSHS umfasst Informationen auf zwei Ebenen: Zum einen auf der Einrichtungsebene, wo primär strukturelle Merkmale und umgesetzte Angebote der Suchthilfeeinrichtungen erfasst werden. Zum anderen auf Ebene der durchgeführten Betreuungen / Behandlungen mit Informationen zur dort betreuten / behandelten Klientel (soziodemographische und suchtbezogene Aspekte, betreuungs- / behandlungsspezifische Merkmale).
Bei den hier dargestellten Daten handelt es sich jeweils um Zugänge an Betreuungen in der ambulanten Suchthilfe bzw. beendete Behandlungen in der stationäre Suchthilfe, für die eine Hauptdiagnose vorlag. Die Daten der einzelnen Jahre sowie eine detaillierte Erläuterung ihrer Erhebung sind unter www.suchthilfestatistik.de verfügbar.
Ergebnisse
Suchthilfeeinrichtungen
Suchthilfeeinrichtungen
3,7 %
Der Anteil der Betreuungen in ambulanten Einrichtungen, die auf eine Problematik durch pathologisches Spielen zurückgehen, lag im Jahr 2022 bei 3,7 %. In stationären Einrichtungen lag der Anteil bei 1,3 %.
89 %
Der Anteil der Männer, bei denen eine glücksspielbezogene Problematik im Vordergrund stand, lag sowol in ambulanten wie in stationären Einrichtungen im Jahr 2021 bei 89 %.
Folgeschäden
Zu welchen gesundheitlichen Folgeschäden kann Glücksspiel führen?
2021 erfüllten insgesamt 5,7 % bzw. 2,3 % der erwachsenen Personen in Deutschland die Kriterien für ein riskantes Spielverhalten bzw. einer Störung durch Glücksspielen. Dies entspricht hochgerechnet etwa 4,5 Mio. Menschen (die Diagnosekriterien finden sich zum Beispiel im aktuellen Glücksspielatlas (S. 67). Zu diesem Ergebnis kommen die alle zwei Jahre stattfindenden Erhebungen zu glücksspielbezogenen Störungen im Rahmen des Glücksspielsurveys.
Die Abbildung unten zeigt diese Werte getrennt für Männer und Frauen im Jahr 2021, als die Zahlen zuletzt erhoben wurden.
ℹ Hinweis zur Abbildung Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Männer“) können Sie einzelne Balken aus- und wieder einblenden.
Datenquelle
Glücksspielsurvey
Glücksspielsurvey
Mit dem Glücksspielsurvey soll ein Beitrag geleistet werden, die epidemiologischen Erkenntnisse über die Glücksspielteilnahme und -probleme der bundesdeutschen Bevölkerung weiter zu verbessern. Auf der Grundlage solcher Daten können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden.
Die Erhebung erfolgt seit 2007 alle zwei Jahre mithilfe einer kombinierten Telefon- und Onlinebefragung. Die Grundgesamtheit der Studie ist die deutschsprachige Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren. Die letzte Befragung stammt aus 2021.
Die hier dargestellten Daten sind dem aktuellen Bericht des Glücksspielsurveys (Tab 7). entnommen.
Ergebnisse
Störung durch Glücksspielen
Störung durch Glücksspielen
3,3 Mio.
7,3 % der 18- bis 70-jährigen Männer und 4,1 % der Frauen erfüllen die Kriterien eines riskanten Spielverhaltens. Hochgerechnet sind dies knapp 3,3 Millionen Personen.
76,5 %
3,5 % der Männer und 1,1 % der Frauen erfüllen die Diagnosekriterien einer „Störung durch Glücksspielen“. Somit sind 76,5 % der hiervon betroffenen Personen Männer. Der Bevölkerungsanteil mit einer leichten Störung liegt bei 1,1 %, der mit einer mittleren Störung bei 0,7 % und der mit einer schweren Störung bei 0,5 % (siehe Glücksspielsurvey, Tabelle 7). Der Schweregrad der Störung kann auch Auswirkungen auf den durchschnittlichen monatlichen Einsatz für Glücksspiele haben.
Begleiterkrankungen
Begleiterkrankungen
Laut Angaben des Glücksspielatlas 2023 leiden fast alle Personen mit einer Störung durch Glücksspielen früher oder später in ihrem Leben auch an einer anderen psychischen Störung. Am häufigsten werden depressive Erkrankungen, Angsterkrankungen oder substanzbezogene Störungen (insbesondere Nikotinabhängigkeit) berichtet.
Darüber hinaus ist eine Glücksspielsucht oftmals mit erheblichen negativen Auswirkungen auf das soziale Umfeld des Betroffenen verbunden. Auf den Familienkreis, Freunde oder das weitere soziale Umfeld kann dies körperliche wie psychische Folgen aber auch finanzielle Auswirkungen sowie Folgen auf der Beziehungsebene haben.
Markt
Wie hoch sind die Umsätze auf dem Glücksspielmarkt?
Die Umsätze auf dem Glücksspielmarkt kannten zwischen dem Jahr 2000 und 2017 nur einen Trend: aufwärts. Einer gewissen Stagnation über wenige Jahre folgte coronabedingt ein kleiner Einbruch, wobei schon 2021 fast das Niveau von 2019 wieder erreicht wurde. Die Spielverluste der Glücksspielenden auf dem legalen Glücksspielmarkt betrugen laut Glücksspielatlas im Jahr 2021 insgesamt 13,4 Milliarden Euro.
Die Abbildung unten zeigt die Entwicklung des Umsatzes des legalen und illegalen Glücksspielmarktes in Deutschland zwischen 2000 und 2021 sowie die Nettospielverluste der Glücksspielenden im Jahr 2021.
ℹ Hinweise zu den Abbildungen Am oberen Rand der Abbildung können Sie sich mittels der Buttons durch verschiedene Ansichten (z. B. "Umsatz") klicken.
Datenquelle
Jahrbuch Sucht
Jahrbuch Sucht
Die hier verwendeten Zahlen sind dem jährlich erscheinenden "Jahrbuch Sucht" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. entnommen. Das aktuelle Kapitel zum Thema Glücksspiel kann hier abgerufen werden.
Als Datenquellen zur Berechnung des Gesamtumsatzes aus legalem und illegalem Glücksspiel dienen Daten der Archiv- und Informationsstelle der deutschen Lotto- und Toto-Unternehmen, des Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Gemeinsamen Geschäftsstelle Glücksspiel.
Glücksspielatlas
Glücksspielatlas
Der Glücksspielatlas ist ein umfassendes Nachschlagewerk mit Zahlen und Fakten zum Thema Glücksspiel. Er bietet eine kompakte und anschauliche Darstellung aller relevanten Aspekte des Querschnittthemas Glücksspiel, wie z.B. Ökonomie, Politik, Recht und Suchthilfe.
Als Nachschlagewerk fasst der Glücksspielatlas größtenteils Daten aus anderen Veröffentlichungen zusammen, zum Teil werden dort aber auch Berechnungen und Schätzungen durchgeführt, die nicht anderweitig veröffentlicht wurden.
Die hier dargestellten Daten sind dem Glücksspielatlas 2023 (Seite 46)entnommen.
Ergebnisse
Umsatz
Umsatz
44,1 Mrd.
Im Jahr 2021 betrug der Umsatz des legalen wie illegalen Glücksspielmarkts in Deutschland circa 44,1 Milliarden Euro. Dies bedeutet einen Zuwachs um gut 15 % im Vergleich zum Vorjahr. Der größte Zuwachs zeichnet sich bei Sportwetten ab, deren Legalisierung im Oktober 2020 erfolgte.
+ 64 %
Seit dem Jahr 2000 stieg der Umsatz um circa 64 %. Von knapp 27 Milliarden Euro im Jahr 2000 auf nunmehr 44,1 Milliarden im Jahr 2021.
Nettospielverluste
Nettospielverluste
13,4 Mrd.
Im Jahr 2021 verloren Glücksspielende auf dem legalen Glücksspielmarkt 13,4 Milliarden Euro. Allein 35,6 % entfallen hierbei auf Glücksspielautomaten in Gastronomie und Spielhallen und 30,4 % auf Lotterien des Deutschen Lotto- und Totoblocks. Sportwetten haben mit einem Nettoverlust von 1,4 Milliarden Euro ebenfalls noch einen Anteil von über 10 %.
"Spielsucht ist ein vollkommen unterschätztes Problem. Kaum eine andere Sucht kann Existenzen so nachhaltig zerstören, wie die Glücksspielsucht. Deshalb betrachte ich das immer weiterwachsende Angebot an Glücksspielen mit großer Sorge, insbesondere die illegalen Angebote, vom verbotenen Spielautomaten bis zur Onlinewette.
Jugend- und Spielerschutz muss überall gelten und durchgesetzt werden. Neben der wirkungsvollen Bekämpfung illegaler Angebote sollten wir auch der Werbung, gerade für Sportwetten, engere Grenzen setzen."
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen