Neue psychoaktive Stoffe (NPS) in Deutschland

In Europa sind knapp 1.000 verschiedene NPS bekannt. Dies macht eine Abschätzung der Risiken des Konsums von NPS umso schwieriger.

Illegale Drogen

    Legal Highs, Kräuter­mischungen oder Badesalze: Die Namen für die in der Regel im Labor hergestellten Substanzen sind stark irreführend.

    Neue psychoaktive Stoffe (NPS) sind meist synthetische Stoffe, die häufig auch als Legal Highs, Kräuter-/ Räuchermischungen („Spice“), Badesalze, Research Chemicals, Designerdrogen etc. bezeichnet werden. Sie sind in den unterschiedlichsten Formen erhältlich, zum Beispiel als Pflanzenmaterial, Pulver, Pillen oder Trips, deren Inhaltsstoffe und Wirkstoffgehalte aufgrund mangelnder oder falscher Deklarationen jedoch oftmals unklar bleiben.

    Aus Deutschland liegen relativ wenige systematisch erhobene Daten zu NPS vor. Bevölkerungsrepräsentativ wird seit 2015 lediglich der Konsum von NPS regelmäßig erfasst; hinsichtlich Behandlung oder gesundheitlichen Schäden liegen nahezu keine Daten vor. Vereinzelt gibt es Daten zu synthetischen Cannabinoiden sowie synthetischen Opioiden, zum Beispiel in Zusammenhang mit drogenbedingten Todesfällen. So standen im Jahr 2022 insgesamt 40 Todesfälle mit dem Konsum von NPS in Zusammenhang.

    Was sind NPS?

    Was sind NPS?

    NPS werden typischerweise im Labor künstlich (synthetisch) hergestellt. Oftmals sollen sie als vermeintlich legale Alternativen die Effekte von anderen Drogen wie etwa Cannabis, MDMA oder LSD nachahmen. Dementsprechend vielfältig gestaltet sich das Angebot der verschiedenen NPS auf dem Markt. Beispiele hierfür sind synthetische Cannabinoide, die in ihrem Wirkprofil die Effekte von THC nachahmen sollen, sogenannte Designer-Benzodiazepine, die die Wirkung gebräuchlicher Benzodiazepine imitieren, jedoch in der Regel deutlich potenter sind, oder aber synthetische Cathinone.

    Da sich aufgrund der Vielzahl an neu aufgetretenen NPS die einzelstoffliche Aufnahme der Substanzen in die Anlagen des Betäubungsmittelgesetztes (BtMG) mit der Zeit als zu schwerfällig erwies, trat im Jahr 2016 das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) in Kraft. Hierdurch können erstmals ganze Stoffgruppen verboten werden, nicht nur einzelne Substanzen (wie im BtMG).

    Nichtsdestotrotz erinnert die Dynamik zwischen den Herstellern neuartiger psychoaktiver Substanzen und dem Gesetzgeber nach wie vor an ein Katz-und-Maus-Spiel: Nach wie vor tauchen immer wieder neue Stoffe auf dem Markt auf, die – zumindest zeitweise – weder durch das BtMG noch das NpSG abgedeckt sind, deren Konsum aber schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

    Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) beobachtet inzwischen knapp 1.000 verschiedene NPS (Stand: November 2023), die innerhalb Europas bereits mindestens einmal aufgetreten sind. In Deutschland wurden hiervon bisher 515 offiziell festgestellt.

    Aufgrund dieser Vielzahl sowie der Kurzlebigkeit einiger NPS auf dem Markt und der Tatsache, dass oftmals im Unklaren bleibt, ob und, wenn ja, welche NPS konsumiert wurden, sind belastbare Studien zu den Risiken und (Langzeit-)Effekten des Konsums rar.

    Verbreitung

    Wie viele Personen konsumieren in Deutschland neue psychoaktive Stoffe (NPS)?

    In bevölkerungsrepräsentativen Studien werden Daten zum Konsum von NPS in Deutschland seit dem Jahr 2015 erhoben. Laut aktuellen Erhebungen konsumieren 1,3 % der 18- bis 59-jährigen Erwachsenen sowie 0,1 % der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen innerhalb von 12 Monaten NPS.

    Neben den deutschlandweit repräsentativ erhobenen Studien setzen sich sowohl Europa (Early Warning System) als auch Deutschland (National Early Warning System) in sogenannten Frühwarnsystemen zum Ziel, neue gesundheits­relevante Entwicklungen insbesondere im Bereich der NPS frühzeitig zu erkennen.

    Hinweis zur Abbildung Durch Klicken auf die Beschreibungen in den Grafik-Legenden (z. B. „Erwachsene“) können Sie einzelne Linien aus- oder einblenden.

    Wie viele Erwachsene konsumieren innerhalb von 12 Monaten neue psychoaktive Stoffe (2015 - 2021, in Prozent)?

    Datenquelle: Epidemiologischer Suchtsurvey.

    Datenquellen

    Epidemiologischer Suchtsurvey

    Epidemiologischer Suchtsurvey

    Wie viele erwachsene Personen in Deutschland konsumieren illegale Drogen? Dieser Frage gehen die Erhebungen des epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) nach. Dabei werden Erwachsene unter anderem gefragt:

    • ob sie in den vergangenen 12 Monaten bei mindestens einer Gelegenheit „Legal Highs“, „Research Chemicals“, „Badesalze“, „Kräutermischungen“ oder „neue psychoaktive Substanzen (NPS)“ konsumiert haben.

    Der Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) ist eine seit 1980 regelmäßig durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studie zur Erfassung des Konsums psychoaktiver Substanzen und substanzbezogener Belastung in der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Seit 1997 finden die Erhebungen alle 3 Jahre statt. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2021.

    Die Daten werden mithilfe eines selbstauszufüllenden Fragebogens erfasst. Neben einer schriftlichen Beantwortung kann der Fragebogen seit 2006 zusätzlich mithilfe telefonischer Interviews sowie seit 2009 auch online beantwortet werden. Es handelt sich um Fragen zum Konsum von Tabak, Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten der Befragten. Neben der Einschätzung des aktuellen Substanzkonsums können durch die Berücksichtigung zeitlicher Trends gesundheitspolitisch problematische Entwicklungen erkannt werden.

    Zielpersonen des ESA sind deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Personen, die zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 18 und 64 Jahren alt sind. Die Ziehung der Personenstichprobe erfolgt auf Basis der Einwohnermelderegister in einem Zufallsverfahren. Die angestrebte Stichprobengröße umfasst 8.000 Personen.

    Bei den hier dargestellten Daten handelt es sich um eine Sonderauswertung des ESA, die in dieser Form noch nicht anderweitig veröffentlicht wurden.

    Drogenaffinitätsstudie

    Drogenaffinitätsstudie

    Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist eine repräsentative Befragung junger Menschen in Deutschland. Sie wird seit 1973 alle 3 bis 4 Jahre erhoben. Die letzte Befragung erfolgte im Jahr 2019 (aktueller Bericht).

    Der Fragebogen wird mittels eines computergestützten Telefoninterviews erhoben und umfasst Fragen zu Konsum, Motiven und Einstellungen zu Alkohol, Tabak und illegalen Drogen.

    Zielstichprobe sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 25 Jahren. Die Stichprobengröße variierte seit 1973, beträgt seit 2015 aber circa 7.000 Personen.

    Bei den hier dargestellten Daten handelt es sich um eine Sonderauswertung der Drogenaffinitätsstudie, die in dieser Form noch nicht anderweitig veröffentlicht wurden.

    Ergebnisse

    12-Monats-Konsum

    12-Monats-Konsum

    1,3 %

    Im Jahr 2021 konsumierten 1,3 % der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren mindestens bei einer Gelegenheit in den letzten 12 Monaten NPS. Im Vergleich zu den ersten beiden Erhebungen zeigt sich ein leicht steigender Trend.

    0,1 %

    Unter 12- bis 17-jährigen Jugendlichen spielt der Konsum von NPS eine untergeordnete Rolle. 2019 gaben 0,1 % den Konsum von NPS in den letzten 12 Monaten an (nicht in der Abbildung dargestellt).

    +/- 0

    Zwischen den Geschlechtern zeigen sich kaum Unterschiede: In den Jahren 2018 und 2021 lag der Anteil der Männer um 0,3 Prozentpunkte höher als der Anteil der Frauen. Bei Jugendlichen gibt es keine Geschlechtsunterschiede.

    Behandlung

    Inanspruchnahme der Versorgungssysteme

    Hier liegen aktuell keine Daten vor. Hintergrund ist, dass die Krankenhaus­statistik und die Deutsche Suchthilfestatistik aktuell auf Diagnosen basieren, die anhand des Klassifikations­systems ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) verschlüsselt werden. In dieser Version des ICD bestehen noch keine Diagnose-Codes für NPS, so dass auch keine Aussagen hierzu getroffen werden können.

    Die neue Version des ICD (ICD-11) enthält Diagnoseschlüssel für synthetische Cannabinoide sowie synthetische Cathinone, so dass diese berichtet werden können, sobald eine Umstellung auf ICD-11 erfolgt ist.

    Folgeschäden

    Zu welchen gesundheitlichen Folgeschäden kann der Konsum von NPS führen?

    Aussagen zu gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums von NPS sind sehr schwierig, da ständig neue Substanzen entwickelt werden, für die es kaum wissenschaftlich fundierte Studien gibt. So liegt aktuell beispielsweise auch keine deutschland­weite bevölkerungs­repräsentative Studien zu Abhängigkeit oder Missbrauch von NPS vor.

    Im Rahmen der Statistik zu drogenbezogenen Todesfällen des BKA werden unter anderem synthetische Cannabinoide, synthetische Opioide sowie "Sonstige NPS" separat erfasst. Im Jahr 2022 verstarben laut Bundeskriminalamt (BKA) 1.990 Personen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Substanzen. Der Missbrauch von synthetischen Cannabinoiden, synthetischen Opioiden oder sonstigen NPS spielte dabei in 40 Todesfällen (2,0 %) eine Rolle. In vier dieser 40 Fälle wird davon ausgegangen, dass der Tod mit dem alleinigen Konsum von NPS in Zusammenhang stand. In den restlichen 36 Fällen stand der Tod in Zusammenhang mit dem Konsum mehrerer illegaler Substanzen.

    Markt

    Wie groß ist der Schwarzmarkt für NPS in Europa?

    Daten zum Schwarzmarktgeschehen für NPS liegen weder auf europäischer Ebene noch für Deutschland vor. Daten hinsichtlich der Verstöße gegen das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) können gewisse Einblicke in die Bedeutung von NPS liefern. So berichtet das BKA im aktuellen Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität, dass im Jahr 2022 insgesamt 748 Verstöße gegen das NpSG festgestellt werden konnten. Hinzu kommen 808 Handelsdelikte mit NPS.

    Hauptherkunftsstaat der Reinstoffe für die Herstellung von NPS-Fertigprodukten sind laut Erkenntnissen des BKA China und Indien, von wo die Wirkstoffe auf dem Postweg nach Europa geliefert werden. In europäischen Produktionsstätten (u. a. Niederlande, Belgien, Polen, Spanien, aber auch Deutschland), "werden diese weiterverarbeitet, konsumfertig abgepackt und in erster Linie über Onlineshops im Internet und den Postversand vertrieben".

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